Samstag, 14. März 2020

Die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehungen aus karmischer Sicht (Teil 2)




Liebe/r Rasmin ,

wie das letzte Mal begonnen, setzen wir in dieser Ausgabe das Thema fort:
 
Die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehungen aus karmischer Sicht (Teil 2)
 
 
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Am Anfang befindet sich die Seele in einem vollkommen ausgedehnten Einheitsbewusstsein. Die Trennung von der Einheit bedingt, etwas hinter sich zu lassen, was zum eigenen Bewusstsein gehört. Dieses Einheitsbewusstsein wird später vermisst. So aufregend es sich anfühlt, ein „gemachtes Nest", die Heimat zu verlassen, so wird die Seele nach einiger Zeit der neuen Erfahrungen allmählich doch wieder das Einheitsbewusstsein vermissen und versuchen, dieses wieder herzustellen. So wie ein Wanderer oder Abenteurer, der die Heimat verlässt, um die Fremde zu erkunden und nach vielen Erfahrungen doch wieder das Schöne an der eigenen Heimat schätzt und zurückkehrt.

Da die Seele aber nicht willkürlich in die Einheit zurückkehren kann, sucht sie nun, das verlorene Element der Einheit und Ergänzung im Außen zu suchen, d.h. im Austausch mit anderen Seelen. Ursprünglich ist die Seele voll- kommen, ganzheitlich, es fehlt ihr an nichts. In der Polarität schwankt sie aber in verschiedenen Pendelbewegungen hin und her. Macht sie eine schlechte Erfahrung, so wendet sie sich ab und sucht ihr Glück im Gegenteil.

So kann es vorkommen, dass in einem Leben ein Mensch sich maßlos überschätzt hat und danach sich entscheidet, sein Ego zurückzustellen und bescheiden zu sein. Die gesunde Mitte ist letztendlich das Ziel, aber bis wir die dafür notwendige Erfahrungsreife gesammelt haben, pendeln wir eifrig zwischen Gegensätzen hin und her. 
Freunde und Partner spiegeln uns oft das Gegenteil von dem, wozu wir uns heute entschieden haben, also der Bescheidene fühlt sich von einem sehr selbstbewussten Menschen angezogen, und der Ego-Mensch in seiner Selbstüberschätzung fühlt sich zu dem bescheidenen einfachen Menschen hingezogen.

Der Mensch ist ein Abenteurer und Suchender in den weiten Strukturen der Polarität.
 
In was verlieben wir uns eigentlich in einem anderen Menschen?
Gibt es eine Logik in den zwischenmenschlichen Gefühlen?

1. Ein Mensch sucht im Mitmenschen das Element, was ihm momentan fehlt.
Der Mensch verliebt sich nicht wirklich in die Gesamtheit eines anderen Menschen, sondern in die Eigenschaften und Fähigkeiten, die er beim anderen zu entdecken glaubt.

Oftmals steuert Bedürftigkeit eine Verliebtheit. Es wird als Glücksfall erlebt, einen Menschen zu finden, der einem die Anerkennung gibt, nach der man sich so sehnt oder der das Potenzial mitbringt, welches einem selbst schmerzlich fehlt. Die Ergänzung scheint perfekt. Sobald diese Bedürftigkeit allerdings gestillt ist oder von einem neuen Partner noch besser befriedigt wird, kann das Interesse an dem ersten Partner nachlassen, da er nicht mehr Lieferant oder Idol für das Element der Stärke ist.

Bei Paaren besteht zu Beginn ihrer Beziehung manchmal ein Ungleichgewicht im Erfolgs-Potenzial. Traditionell betrachtet ist der Mann ein erfolgreicher Macher, und die Frau bewundert ihn dafür, unterstützt ihn und ist auch Nutznießerin seines Erfolgs.
Wenn dieses Ungleichgewicht sich ändert, der Mann wird schwach und krank, und die Frau wird erfolgreich und gelangt zu neuem Selbstbewusstsein, kann diese Beziehung drohen, auseinanderzubrechen. Das anfänglich abgemachte Rollenverständnis hat sich vollkommen geändert - das lässt die frühere Liebe manchmal in Gleichgültigkeit oder sogar Ablehnung umschwenken. Unmerklich stellt sich bei dem anfänglich starken Partner sogar eine Art Eifersucht ein, wenn seine bisherige Verehrerin ihn nun nicht mehr braucht und von anderen Anerkennung und Bestätigung erhält. Das Ego ist oft ein Störenfried in der Liebe, da es auf Macht und Ausschließlichkeit pocht. 

Gibt es nur eine tragende Säule in einer Beziehung und diese verliert ihre Bedeutung, kann die Beziehung sich damit überlebt haben. Idealerweise gibt es in einer Beziehung mehrere tragende Säulen, sodass, auch wenn sich ein gemeinsames Interessensgebiet oder eine Komplementär-Arbeitsteilung überholt haben, noch genügend andere Themen diese Beziehung bereichern.
Ich habe Paare kennengelernt, die in ihrer Freizeit für den Amateur-Tanz gelebt haben - das lieferte ihnen über Jahre täglichen Gesprächsstoff, motivierte sie im gemeinsamen Training, gab ihnen Lebendigkeit, ein gemeinsames Ziel im Leben. Sobald aber ein Partner die Lust am Tanzen verlor, blieb nur noch eine langweilige Beziehung übrig. Das Feuer und die Begeisterung waren abhanden gekommen. Wenn sich keine neue vergleichbare Freizeitgestaltung einstellt, kann so eine Beziehung einschlafen.

In wirtschaftlich schwachen Ländern sehen Menschen es oft als Lottogewinn an, einen Partner aus einem reichen Land zu „ergattern" - da sich hierdurch ihr Lebensstandard und ihre finanzielle Sicherheit erhöhen. Die passenden Gefühle hierzu können sich einstellen - man bewundert oder verehrt den Partner, der einen aus einer schwierigen Lebenssituation errettet und in eine abgesicherte Lebenssituation führt. Sollte aber dieser gehobene Lebensstandard auch ohne den Partner möglich werden, können auch hier die Gefühle schnell erkalten, und aus anfänglich dankbaren und dienstbaren Partnern werden oft Hyänen, denen jedes Mittel recht ist, ihre Ansprüche auf den erworbenen Wohlstand nun auch gegen den Partner durchzusetzen.
Scheidungsanwälte wissen zu berichten, dass Ehefrauen aus Drittländern, die in westliche Länder einheiraten, oft die schärfsten Prozessgegnerinnen sind. Haben sie erst einmal gemerkt, welche Rechte sie in westlichen Ländern haben, können sie diese rigoros gegen ihre Ehemänner einsetzen, um ihnen auch das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen.
Hier ist Partnerschaft einfach ein Geschäftsmodell.
Wenn Menschen sich aus ihrer anfänglich unterlegenen Situation herausarbeiten, verleiht ihnen ihr neues Selbstbewusstsein oft einen Kampfgeist, der auch nicht davor Halt macht, ihre früheren Gönner zu bestrafen. 

Schüler und Schülerinnen verlieben sich oft in ihre Lehrer und Lehrerinnen - letztere sind Vorbilder, wissen sehr viel, haben den Schülern einiges voraus. Auch hier ist eine gewisse Abhängigkeit vorhanden von der Sympathie des anderen und seines Wohlwollens, den Schüler zu fördern und ihn gut zu bewerten. Legendär verlieben sich Kunst- und Tanzstudenten in ihre Lehrer, weil sie bei ihnen den Erfolg sehen, den sie sich selbst auch wünschen und erhoffen.

Viele Fans sind in ihre Pop-Stars verknallt und brechen in Konzerten vor lauter Aufregung oder Liebeskummer zusammen - so stark ist die Sehnsucht, ihrem Idol nahe zu sein und etwas von seinem Glanz und seiner Aufmerksamkeit abzubekommen!   
In zwanghaften Verliebtheiten ist der Mensch regelrecht besetzt - ganz und gar besessen von der Person eines anderen Menschen. Man kann an nichts anderes mehr denken. Ein jugendlicher Fan mag alles Poster und Videos von seinem Idol sammeln. Ein Erwachsener wird „liebeskrank", bekommt sein Leben nicht mehr auf die Reihe und ist unglücklich, weil er mit dem Objekt seiner Sehnsucht nicht zusammen sein kann. Sogar Selbstmordgedanken können sich zeigen, das eigene Leben scheint ohne den anderen keinen Sinn zu machen.

In solchen Fällen kann die Rückführungstherapie helfen, frühere Abhängigkeiten und gegenseitige Schuld aufzuarbeiten, damit die Zwanghaftigkeit aufhört und der Mensch wieder sich selbst sein kann.

Was können wir im besten Fall in der Verliebtheit gewinnen,
wie an der Liebe wachsen?

Zunächst sollte man definieren,  was genau uns am anderen Menschen so gefällt:
ist es sein Humor, seine Lässigkeit, seine Direktheit, seine philosophische Ader, seine Unbekümmertheit usw., und sich dann fragen:
Wie kann ich dieses Element in meinem Leben mehr fördern? Sollte ich selbst auch humorvoller, lässiger, leichter, direkter, unbekümmerter sein? Welches Geschenk bringt dieser Mensch in mein Leben, und wie kann es mein Leben bereichern?

Das ist hilfreich bei einer Schwärmerei, genauso wie in einer festen Beziehung.
Die Tatsache, dass wir uns verlieben können, zeigt eine Offenheit für Neues, für eine Bereitschaft, das eigene Leben zu verändern und zu bereichern.
Wenn wir uns im Klaren sind, dass niemand uns glücklich machen kann, außer wir uns selbst, verzichten wir auch auf die so beziehungslähmenden Ansprüche an den Partner, uns mit Elementen zu versorgen, die uns glücklich machen sollen.
Sich am geliebten Menschen zu erfreuen, an ihm zu lernen, den eigenen Horizont zu erweitern, Geschenke des Lebens dankbar anzunehmen, und aus sich selbst einen wertvollen liebenswerten Menschen zu machen - sind einige der Gründe, warum die Liebe jederzeit ein willkommener Gast sein sollte. Auch wenn es nur eine Schwärmerei ist und man den angebeteten Menschen vielleicht nie kennenlernen wird - Verliebtheit ist immer ein Geschenk, hält jung, belebt Körper und Geist.
Wenn man verstanden hat, dass Verliebtheit und Liebe viel mehr über uns selbst aussagen, als über den anderen, und sie eine Aufforderung sind, unser Leben mit Glanz anzureichern, unsere besten Seiten zu entfalten und unsere Liebesfähigkeit zu entwickeln, kann man nie wieder unglücklich verliebt sein! Denn die wichtigste Liebes-Beziehung im Leben ist die zu uns selbst!

Zitat von Khalil Gibram's Buch „Der Prophet" über die Liebe:

Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts, es sei denn von sich selbst.
Liebe nimmt nicht in Besitz, noch lässt sie sich besitzen;
denn Liebe genügt sich selbst.
Und denkt nicht, ihr könnt den Lauf der Liebe lenken.
Denn Liebe, so sie euch für würdig hält, lenkt euren Lauf
Liebe hat kein anderes Verlangen als sich selbst zu erfüllen.


In der nächsten Ausgabe wird das Thema Beziehung fortgesetzt:
  • die Auswirkung karmischer Rollenverteilungen aus früheren Leben - Glück und Unglück
  • die Bedeutung von alten Versprechen und Schwüren und magischen Verwicklungen
Für heute grüße ich Sie recht herzlich!