Die Familie des Regenbogens findet zusammen
Schon lange wollte ich mal drann teilhaben, nun war ich am WE in der schönen fränkischen Schweiz bei der Family.
Der grüne Planet lässt grüssen und ich kann nur jedem empfehlen sich in diese freidliche, aufbauende, kreative und durch und durch mesnschliche Atmosphäre zu begeben
I Love You Family
Hungary i´m coming
hier ein Zeitungsartikel :
Schwarze, eingefettete Zöpfe, perlenbesetzte Ledermokassins und andere klischeebehaftete Gegenstände des Indianerlebens sucht man hier vergeblich. Schließlich kommt es auf den „Spirit“ an und der weht bekanntlich, wo er will. So spricht in der Rainbow Familie auch jeder „Bruder“ und jede „Schwester“ ausdrücklich nur für sich selbst, es gibt keinen ausgewiesenen Organisator der Veranstaltung und friedlich hält eine dick eingemummelte und farbenfroh geschmückte Buddha-Statue Wacht am Schamanenfeuer, dem „Circle“. Um den herum wird gefeiert und palavert, im schneidenden Aprilwind wird das Lagerfeuer auch gerne zum Aufwärmen aufgesucht.
Die scheinbare Strukturlosigkeit ist es, die es den Behörden nicht ganz leicht macht, anzupacken. Wildes Campen ist in Deutschland nicht erlaubt, die Landschaftsschutzbehörde fürchtet um die Wiesenbrüter und wegen der lang anhaltenden Trockenheit ist auch die Gefahr eines Waldbrandes gegeben. So bringen die Ordnungshüter einen Räumungsbefehl, zeigen sich allerdings auch gesprächsbereit und verlängern die Frist noch einmal - allerdings noch nicht ganz lang genug, um die Dauer des „Rainbow-Gatherings“ von Neumond bis Neumond (am kommenden Dienstag) abzudecken.
Die Rainbow-Teilnehmer können über die Umwelt-Bedenken nur müde lächeln und zeigen auf ihr schwarzes Brett, wo neben Veranstaltungsangeboten Berichte über die geplante Stromtrasse angepinnt sind. „Wo ist da die Verhältnismäßigkeit?“, fragen sie.
Besucht man die momentan etwa 150 „Familienmitglieder“ auf ihrer Wiese am Tipi, das stolz zwischen Fernsehturm und Burg Hohenstein in den Himmel ragt, dann stellt sich die vermeintliche Anarchie als wohlorganisiert und vor allem sehr friedfertig heraus.
Mit einer gewissen Lässigkeit und ohne Autoritäten packt jeder an, wo es nötig ist. Eine Quelle in der Nähe des Lagers sorgt für sauberes Trinkwasser und dient auch als Waschgelegenheit. Als Seife kommt Asche zum Einsatz. Für andere körperliche Bedürfnisse wurde eine Grube gegraben, die lakonisch „Shitpit“ genannt wird. Diese wird bei Auflösung des Lagers wieder zugeschaufelt. Die Rainbow-Leute weisen überhaupt stolz darauf hin, dass ihr Lagerplatz nach dem Verlassen sogar besser aussehen wird als vorher: Die für die Feuerstelle ausgehobenen Grassoden lagern neben dem Tipi und werden wieder eingesetzt, die Wiese wird mit Grassamen aufgefrischt und zum Anfeuern wird nur Totholz verwendet. Jeglicher Abfall, und viel gibt es davon nicht, wird mitgenommen.
Der Wiesenbesitzer hat demnach auch keine Probleme mit seinen Gästen aus mittlerweile elf Nationen. Es ist ein Geben und Nehmen: Für das Versammlungszelt hat der Landwirt schlanke, gerade und sieben Meter lange Stämme aus seinem Wald spendiert, die Rainbow Familie hat dafür fleißig Steine aus seinem nahegelegen Acker geklaubt.
Teilen wird groß geschrieben
Teilen wird in der Rainbow-Familie ganz groß geschrieben, Teilen von Mahlzeiten, Teilen von Begabungen. „Das kleine Stück Schokolade, das ich esse, wenn die Tafel durch 40 Hände gegangen ist, schmeckt mir viel besser als zu Hause!“, schwärmt ein Teilnehmer. Andere bieten anstelle von Schokolade Workshops an. Die Teilnahme an einem Schwitzhütten-Ritual ist möglich, Yoga-Übungen oder eben das Schälen von Bäumen für ein weiteres Tipi werden gelehrt. So verschieden die Herkunftsorte der Teilnehmer, so breit gefächert auch ihre bürgerlichen Berufe oder ihr weniger bürgerliches Nomadentum. Es ist eine große Akzeptanz für das Anders-Sein des Nächsten zu spüren.
Zu einem „Familientreffen“ gehören natürlich auch Kinder. Dick eingepackte Zweijährige mit leicht rußgeschwärzten Backen tollen mit den freilaufenden Hunden über die Wiese oder werden zu einem wassergefüllten Bottich gerufen, wo ein „Children`s Bath“ auf sie wartet. Ihre Eltern atmen hier auf, der gewohnte Zwang, ununterbrochen auf Gefahren durch Verkehr zu achten, fällt weg. Die Kinder werden im Auge behalten, bewegen sich aber sehr frei.
Die Erwachsenen lassen hier die Zwänge und den Zeitdruck des modernen Lebens hinter sich, die Kleinkinder sind auf Du und Du mit der Natur, wie aber empfinden die wenigen Teenager das Lagerleben?
Ohne langes Überlegen zählen die Teenies die Mankos des Camping-Daseins auf und stutzen ihre Rainbow-Erfahrung auf das Normalmaß eines ungeliebten Familienurlaubs zusammen: „Ich friere, ich vermisse mein Handy und das Essen schmeckt nicht. Wären wir ein paar mehr, wäre es schon cool!“ Es bleibt der Mutter überlassen, die lebensfördernden Aspekte des Naturerlebnisses aufzuzählen.
Andere sind mit dem Essen von der offenen Flamme ganz zufrieden. Im Küchenzelt werden riesige Töpfe davon zubereitet, nach dem Essen kreist der „Magic Hat“ und jeder gibt für den nächsten Einkauf, was er kann und mag. Das Kaffee- oder Teewasser siedet ständig, Alkohol und Drogen sind aber verpönt.
Sie sind offenbar auch nicht nötig, um das Gemeinschafts- und Naturerlebnis zu intensivieren: Der Vollmond, der zur Halbzeit des ungewöhnlichen Familientreffens über dem Wald aufsteigt, reicht als Rausch-Mittel völlig aus. Und „Eisbecher“ gibt es noch obendrauf: beim frostigen Graupelschauer am Nachmittag musste man nur seine Tasse aus dem Zelt recken!