Donnerstag, 20. September 2012

Apokalypse des Orients Teil 2 Endzeitvorstellung im Islam

 
dieser Artikel ist Teil meines Vortrags zu den Jenseitsvorstellungnen im Orient

hier zum Teil 1:klick

Der Koran, als offebartes, verschriftlichtes Wort Gottes läßt keinen Zweifel über den Tag des Gerichtes. Dieser ist zentraler Bestandteil der Lehre Muhammads und in der Reihe der abrahamitischen Vorstellungen zu sehen. Der Tag des Gerichtes stellt den abschließenden Part des Werk Gottes dar, indem über die Geschöpfe Gottes geurteilt wird. Hier werden die Taten der Menschen, der Djinn und der Toten auf die Waagschale gelegt und beurteilt. Die Erwähnung des Tages wird oft in direktem Anschluss an die Schöpfung angeknüpft, um ein jedem zu zeigen, daß dies eine endliche Schöpfung ist und man für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. In Sure 42 wird dies sehr deutlich, in der heißt es:3: So gibt Gott, der Mächtige und Weise, dir ein, und denen, die vor dir lebten 4: Ihm gehört, was im Himmel und auf Erden ist. Er ist der Erhabene und Gewaltige. 5: Schier brechen die Himmel droben auseinander. … 7: Und so haben wir dir einen arabischen Koran eingegeben, damit du die Hauptstadt und die Leute in ihrer Umgebung warnst, und damit du vor dem Tag der Versammlung warnst, an dem nicht zu Zweifeln ist. Ein Teil wird im Paradies sein, ein anderer im Höllenbrand.... 17: Gott ist es, der die Schrift mit der Wahrheit herabgesandt hat, und die Waage. Wer weiß, vielleicht steht die Stunde nahe bevor? 18: Diejenigen, die nicht an sie glauben, wollen sie eilends haben. Diejenigen aber, die glauben, ängstigen sich vor ihr wissen, daß sie eine Tatsache ist. Diejenigen, die über die Stunde streiten, sind ja völlig im Irrtum.

Die Endzeitvorstellung im Islam hat keinen klaren zeitlichen Ablauf. Es wird in einer Frage offengelassen, wann sie denn eintreffen könne. Wer weiß, vielleicht steht die Stunde nahe bevor? Der Mensch soll sich jederzeit um ein gutes Leben bemühen, nicht nur kurz vor dem Gericht, daher ist dieses schwebende, völlig unklare „wann“ unerlässlich.
Es gibt allerdings klare Vorzeichen für das Einsetzten des Tages. Ein Weltenbeben wonach eine eigene Sure benannt ist, sei nur das Markanteste. Es spielen Jesus, der Engel Gabriel und schließlich auch Gott selber eine Rolle, der persönlich auf Erden kommt um zu richten. Einige Protagonisten sind nicht koranisch belegt, aber durchaus aus dem Szenario nicht wegzudenken. Dies wären der Dadjdjal, oder der Mahdi, die besonders ihre Erwähnungen in anderen Religionen, in Hadithen1 und im Volksglauben finden und einen großen Einfluss auf die Glaubenswelt haben.

Die Stunde des Gerichts wird unvermittelt kommen und es wird beschrieben was einen im Paradies oder der Hölle erwartet. In Sure 43,66 heißt es dazu: Haben sie denn etwas anderes zu erwarten, als daß die Stunde ganz plötzlich über sie kommt, ohne daß sie es merken? 67: An jenem Tag sind die Freunde einander Feind. Ausgenommen die Gottesfürchtigen. 68: Ihr, meine Diener braucht heute keine Angst zu haben, und ihr werdet nicht traurig sein, 69: die ihr an unsere Zeichen geglaubt habt und ergeben waret. 70: Geht mit euren Gattinnen ins Paradies ein und ergötzt euch! 71: Man macht unter euch mit Schüsseln aus Gold und Humpen die Runde, und es gibt darin, was das Herz begehrt. Es ist ein Genuß zu sehen. - Und ihr werdetdarin weilen. 72 Dies ist das Paradies das ihr als Erbe erhalten habt, für das was ihr getan habt. 73: Ihr findet darin viele Früchte von denen ihr essen könnt. 74: Die Sünder werden in der Strafe der Hölle weilen. 75: Man läßt ihnen dann nichts nach, während sie darüber verzweifelt sind. 76: Und wir haben nicht gegen sie gefrevelt. Sie waren es vielmehr die gefrevelt haben.

Oder Sure 22,19: Das sind zwei Widersacher, die über ihren Herrn streiten. Für diejenigen nun, die ungläubig sind, sind Kleider aus Feuer zugeschnitten. Während ihnen heißes Wasser über den Kopf gegossen wird 20: wodurch zum Schmelzen gebracht wird, was sie im Bauch haben, und die Haut. ….23: Diejenigen, die glauben und tun, was recht ist, läßt Gott in Gärten eingehen, in deren Niederungen Bäche fließen. Sie sind darin mit Armringen aus Gold und Perlen geschmückt und haben seidene Kleider. 24: Und sie sind rechtgeleitet zu dem, was auszusagen gut ist, und den Weg dessen, der des Lobes würdig ist.

In Sure 45 wird auch deutlich, daß diejenigen die Zweifel haben an den Ausführungen im Koran und den Tag des Gerichtes anzweifeln streng gerichtet werden und auf kein erbarmen hoffen dürfen.
45,26: Sag: Gott macht euch lebendig und lässt euch hierauf sterben. Und er versammelt euch hierauf zum Tag der Auferstehung, an dem nicht zu zweifeln ist. Aber die meisten Menschen wissen nicht. 27: Gott hat die Herrschaft über Himmel und Erde. Und am Tag, da die Stunde sich einstellt, an jenem Tag haben diejenigen den Schaden, die vertreten, was nichtig ist. 28: Und du siehst jede Gemeinschaft auf Knien liegen. Jede Gemeinschaft wird zu ihrer Schrift gerufen: Heute wird euch für das vergolten, was ihr getan habt. 29: Dies ist die Schrift, die die Wahrheit gegen euch aussagt. Wir haben aufgezeichnet was ihr getan habt. 30: Was nun diejenigen angeht, die gläubig waren und getan haben, was recht ist, so läßt unser Herr sie in eine Barmherzigkeit eingehen. Das ist das offenkundige Glück. 31: Diejenigen aber, die ungläubig waren, sind euch nicht unsere Verse verlesen worden? Ihr habt euch als sündige Leute erwiesen. 32: Und wenn man sagte:´Das Versprechen Gottes ist wahr, und an der Stunde ist nicht zu zweifeln, sagtet ihr: wir wissen nicht, was die Stunde bedeuten soll; wir können nur Mutmaßungen anstellen und uns nicht überzeugen. 33: Und ihnen sind die schlechten Taten, die sie begangen haben, kund geworden, und sie werden von dem erfasst, worüber sie sich lustig gemacht haben. 34: Und man sagt : Heute wollen wir euch vergessen, so wie ihr vergaßet, daß ihr diesen Tag erleben würdet. Das Höllenfeuer wird euch aufnehmen. Und ihr habt keine Helfer. 35: Dies geschieht euch darum, daß ihr mit den Zeichen Gottes euren Spott getrieben habt.

Die Rolle des Dadjdjal

Dadjdjal2 ist die Bezeichnung eines magischen, sehr mächtigen Wesens, das noch vor der Endzeit für entweder 40 Tage oder 40 Jahre erscheinen wird. Er ist das Äquivalent des Antichristen, den man aus der christlichen Vorstellung her kennt, oder des Drug3 aus zoroastrischer Vorstellung. Verantwortlich ist er für weltweites Leid und Chaos in der Ungerechtigkeit herrschen wird. Der Eintritt des Dadjdjal ist ein unmittelbares Zeichen für die letzten Tage, sein Erscheinen lässt keinen Zweifel über die Nähe des jüngsten Tages zu. Die Wortwahl läßt einen Bezug zum Christentum vermuten. Die Rolle des Antichristen, die man aus Matthäus xxiv, Markus xiii oder auch aus der Apokalypse des Johannes xi 7, xii, xiii, xx 5-18, 8-10 kennt, zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zur Vorstellung des Dadjdjal. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die gesamte Vorstellung hierüber von anderen Schriftreligionen herrührt und mit eingearbeitet wurde, da die Figur des Dadjdjal in dem Koran in keiner einzigen Stelle erwähnt wird.

In der Sunna4 findet er jedoch reichliche Beschreibungen, so zum Beispiel bei Ibn Hanbal5, wo er als ein korpulenter Mann mit rotem Gesicht, einem Auge und wirrem Haar, der Feuer und Wasser mit sich bringt, wobei das Wasser aus Feuer und das Feuer aus kaltem Wasser besteht, dargestellt wird . Er wird die Welt beherrschen, wird allerlei Wundertaten geschehen lassen, die den Menschen blenden werden. Die heiligen Städte Medina und Mekka betreten kann er allerdings nicht, da diese mit von Engeln erbauten Barrieren versehen sind.

Sein Wirken ist für den Ablauf des Geschehens nicht zu vernachlässigen, da er einen Prüfstein für die Rechtgläubigen darstellt. Er wird seine Macht durch falschen Zauber erhalten, der dann aber von Mahdi zerstört wird. In der Apokalypse der Sibylla wird sein Trug dadurch erwiesen, daß er nicht im Stande ist die Toten zum Leben zu erwecken. Mit dem Eintreffen des Mahdi wird seine 40-tägige Macht ein Ende haben und Jesus wird ihn am Ende besiegen6. Sein Niedergang führt daraufhinzu einer Weltkonversion, dem Islam, in der alle Menschen in Frieden leben können.

Die Rolle des Mahdi7

Mit der Bedeutung des Wortes, nämlich „der Rechtgeleitete“ wird die Person assoziiert, die die Welt zu wahrer Religion und Gerechtigkeit führt. Wichtig ist die Tatsache, daß sein Auftreten und sein Kampf gegen das Schlechte noch vor dem letzten Tag geschehen soll. Auch hier ist festzustellen, das der Terminus des Mahdi nicht im Koran seine Erwähnung findet. Die Wurzeln des Wortes lassen sich auf h-d-y zurückführen, die im Zusammenhang mit göttlicher Führung stehen.8 Die erste Erwähnung und die eigentliche Rolle des Erlösers, tritt erstmals während der 1. und 2. Fitna9-Kämpfen auf, wobei verschiedene Protagonisten den Status des Mahdi für sich beanspruchen.
Im Laufe der Geschichte war dies dann ein beliebtes Instrument seinen Machtanspruch theologisch zu legitimieren. Der Mahdi nimmt im Islam die Rolle des Messias ein, ein Erlöser, der die Welt von Ungerechtigkeit und Drangsal befreit und den Rechtgläubigen endlich zum Sieg verhilft. Er wird von Jesus legitimiert, der wie im Christentum wiederaufersteht10 und somit das Weltgericht einleitet.
1Sammlungen von Aussprüchen, oder Handlungen, oder aber unterlassene Aussprüche und Handlungen, des Propheten Mohammad und seiner Genossinnen und Genossen, die Richtlinien und beispielhaftes Verhalten zu bestimmten Sachthemen darstellen und mit in die islamische Rechtsprechung und den Verhaltenskodex einfließen.
2EI, E.J.Brill, Volume II C-G, Leiden 1965,S.76
3Siehe Fußnote 12
4Der islamischen Tradition
5Kitab al-Fitan
6Abd´al-Kahir al-Baghdadi, K.al-Fark bayn al Firak (Kairo 1910, 266 und 332-333)
7EI ,E.J.Brill New Edition 1956 Leiden, Band V, KHE-MAHI, S.1230
8Dies findet in Goldziehers „Vorlesungen 267“ Erwähnung,
9Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen um die Prophetennachfolge
10Im islamischen Verständnis ist Jesus( Isa) nicht am Kreuz gestorben, sondern wurde von Gott in die Himmel erhoben, so ist am Tag des Gerichtes keine Auferstehung im christlichen Sinne nötig, sondern ein einfaches hinabsenden reicht völlig aus.