Der
Koran, als offebartes, verschriftlichtes Wort Gottes läßt keinen
Zweifel über den Tag des Gerichtes. Dieser ist zentraler Bestandteil
der Lehre Muhammads und in der Reihe der abrahamitischen
Vorstellungen zu sehen. Der Tag des Gerichtes stellt den
abschließenden Part des Werk Gottes dar, indem über die Geschöpfe
Gottes geurteilt wird. Hier werden die Taten der Menschen, der Djinn
und der Toten auf die Waagschale gelegt und beurteilt. Die Erwähnung
des Tages wird oft in direktem Anschluss an die Schöpfung
angeknüpft, um ein jedem zu zeigen, daß dies eine endliche
Schöpfung ist und man für seine Taten zur Rechenschaft gezogen
wird. In Sure 42 wird dies sehr deutlich, in der heißt es:3: So
gibt Gott, der Mächtige und Weise, dir ein, und denen, die vor dir
lebten 4: Ihm gehört, was im Himmel und auf Erden ist. Er ist der
Erhabene und Gewaltige. 5: Schier brechen die Himmel droben
auseinander. … 7: Und so haben wir dir einen arabischen Koran
eingegeben, damit du die Hauptstadt und die Leute in ihrer Umgebung
warnst, und damit du vor dem Tag der Versammlung warnst, an dem nicht
zu Zweifeln ist. Ein Teil wird im Paradies sein, ein anderer im
Höllenbrand.... 17: Gott ist es, der die Schrift mit der Wahrheit
herabgesandt hat, und die Waage. Wer weiß, vielleicht steht die
Stunde nahe bevor? 18: Diejenigen, die nicht an sie glauben, wollen
sie eilends haben. Diejenigen aber, die glauben, ängstigen sich vor
ihr wissen, daß sie eine Tatsache ist. Diejenigen, die über die
Stunde streiten, sind ja völlig im Irrtum.
Die
Endzeitvorstellung im Islam hat keinen klaren zeitlichen Ablauf. Es
wird in einer Frage offengelassen, wann sie denn eintreffen könne.
Wer weiß, vielleicht steht die Stunde nahe bevor? Der Mensch
soll sich jederzeit um ein gutes Leben bemühen, nicht nur kurz vor
dem Gericht, daher ist dieses schwebende, völlig unklare „wann“
unerlässlich.
Es
gibt allerdings klare Vorzeichen für das Einsetzten des Tages. Ein
Weltenbeben wonach eine eigene Sure benannt ist, sei nur das
Markanteste. Es spielen Jesus, der Engel Gabriel und schließlich
auch Gott selber eine Rolle, der persönlich auf Erden kommt um zu
richten. Einige Protagonisten sind nicht koranisch belegt, aber
durchaus aus dem Szenario nicht wegzudenken. Dies wären der
Dadjdjal, oder der Mahdi, die besonders ihre Erwähnungen in anderen
Religionen, in Hadithen
und im Volksglauben finden und einen großen Einfluss auf die
Glaubenswelt haben.
Die
Stunde des Gerichts wird unvermittelt kommen und es wird beschrieben
was einen im Paradies oder der Hölle erwartet. In Sure 43,66 heißt
es dazu: Haben sie denn etwas anderes zu erwarten, als daß die
Stunde ganz plötzlich über sie kommt, ohne daß sie es merken? 67:
An jenem Tag sind die Freunde einander Feind. Ausgenommen die
Gottesfürchtigen. 68: Ihr, meine Diener braucht heute keine Angst zu
haben, und ihr werdet nicht traurig sein, 69: die ihr an unsere
Zeichen geglaubt habt und ergeben waret. 70: Geht mit euren
Gattinnen ins Paradies ein und ergötzt euch! 71: Man macht unter
euch mit Schüsseln aus Gold und Humpen die Runde, und es gibt darin,
was das Herz begehrt. Es ist ein Genuß zu sehen. - Und ihr
werdetdarin weilen. 72 Dies ist das Paradies das ihr als Erbe
erhalten habt, für das was ihr getan habt. 73: Ihr findet darin
viele Früchte von denen ihr essen könnt. 74: Die Sünder werden in
der Strafe der Hölle weilen. 75: Man läßt ihnen dann nichts nach,
während sie darüber verzweifelt sind. 76: Und wir haben nicht gegen
sie gefrevelt. Sie waren es vielmehr die gefrevelt haben.
Oder
Sure 22,19: Das sind zwei Widersacher, die über ihren Herrn
streiten. Für diejenigen nun, die ungläubig sind, sind Kleider aus
Feuer zugeschnitten. Während ihnen heißes Wasser über den Kopf
gegossen wird 20: wodurch zum Schmelzen gebracht wird, was sie im
Bauch haben, und die Haut. ….23: Diejenigen, die glauben und tun,
was recht ist, läßt Gott in Gärten eingehen, in deren Niederungen
Bäche fließen. Sie sind darin mit Armringen aus Gold und Perlen
geschmückt und haben seidene Kleider. 24: Und sie sind rechtgeleitet
zu dem, was auszusagen gut ist, und den Weg dessen, der des Lobes
würdig ist.
In
Sure 45 wird auch deutlich, daß diejenigen die Zweifel haben an den
Ausführungen im Koran und den Tag des Gerichtes anzweifeln streng
gerichtet werden und auf kein erbarmen hoffen dürfen.
45,26:
Sag: Gott macht euch lebendig und lässt euch hierauf sterben. Und er
versammelt euch hierauf zum Tag der Auferstehung, an dem nicht zu
zweifeln ist. Aber die meisten Menschen wissen nicht. 27: Gott hat
die Herrschaft über Himmel und Erde. Und am Tag, da die Stunde sich
einstellt, an jenem Tag haben diejenigen den Schaden, die vertreten,
was nichtig ist. 28: Und du siehst jede Gemeinschaft auf Knien
liegen. Jede Gemeinschaft wird zu ihrer Schrift gerufen: Heute wird
euch für das vergolten, was ihr getan habt. 29: Dies ist die
Schrift, die die Wahrheit gegen euch aussagt. Wir haben aufgezeichnet
was ihr getan habt. 30: Was nun diejenigen angeht, die gläubig waren
und getan haben, was recht ist, so läßt unser Herr sie in eine
Barmherzigkeit eingehen. Das ist das offenkundige Glück. 31:
Diejenigen aber, die ungläubig waren, sind euch nicht unsere Verse
verlesen worden? Ihr habt euch als sündige Leute erwiesen. 32: Und
wenn man sagte:´Das Versprechen Gottes ist wahr, und an der Stunde
ist nicht zu zweifeln, sagtet ihr: wir wissen nicht, was die Stunde
bedeuten soll; wir können nur Mutmaßungen anstellen und uns nicht
überzeugen. 33: Und ihnen sind die schlechten Taten, die sie
begangen haben, kund geworden, und sie werden von dem erfasst,
worüber sie sich lustig gemacht haben. 34: Und man sagt : Heute
wollen wir euch vergessen, so wie ihr vergaßet, daß ihr diesen Tag
erleben würdet. Das Höllenfeuer wird euch aufnehmen. Und ihr habt
keine Helfer. 35: Dies geschieht euch darum, daß ihr mit den Zeichen
Gottes euren Spott getrieben habt.
Die Rolle des Dadjdjal
Dadjdjal
ist die Bezeichnung eines magischen, sehr mächtigen Wesens, das noch
vor der Endzeit für entweder 40 Tage oder 40 Jahre erscheinen wird.
Er ist das Äquivalent des Antichristen, den man aus der christlichen
Vorstellung her kennt, oder des Drug
aus zoroastrischer Vorstellung. Verantwortlich ist er für weltweites
Leid und Chaos in der Ungerechtigkeit herrschen wird. Der Eintritt
des Dadjdjal ist ein unmittelbares Zeichen für die letzten Tage,
sein Erscheinen lässt keinen Zweifel über die Nähe des jüngsten
Tages zu. Die Wortwahl läßt einen Bezug zum Christentum vermuten.
Die Rolle des Antichristen, die man aus Matthäus xxiv, Markus xiii
oder auch aus der Apokalypse des Johannes xi 7, xii, xiii, xx 5-18,
8-10 kennt, zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zur Vorstellung des
Dadjdjal. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die gesamte Vorstellung
hierüber von anderen Schriftreligionen herrührt und mit
eingearbeitet wurde, da die Figur des Dadjdjal in dem Koran in keiner
einzigen Stelle erwähnt wird.
In
der Sunna
findet er jedoch reichliche Beschreibungen, so zum Beispiel bei Ibn
Hanbal,
wo er als ein korpulenter Mann mit rotem Gesicht, einem Auge und
wirrem Haar, der Feuer und Wasser mit sich bringt, wobei das Wasser
aus Feuer und das Feuer aus kaltem Wasser besteht, dargestellt wird .
Er wird die Welt beherrschen, wird allerlei Wundertaten geschehen
lassen, die den Menschen blenden werden. Die heiligen Städte Medina
und Mekka betreten kann er allerdings nicht, da diese mit von Engeln
erbauten Barrieren versehen sind.
Sein
Wirken ist für den Ablauf des Geschehens nicht zu vernachlässigen,
da er einen Prüfstein für die Rechtgläubigen darstellt. Er wird
seine Macht durch falschen Zauber erhalten, der dann aber von Mahdi
zerstört wird. In der Apokalypse der Sibylla wird sein Trug dadurch
erwiesen, daß er nicht im Stande ist die Toten zum Leben zu
erwecken. Mit dem Eintreffen des Mahdi wird seine 40-tägige Macht
ein Ende haben und Jesus wird ihn am Ende besiegen.
Sein Niedergang führt daraufhinzu einer Weltkonversion, dem Islam,
in der alle Menschen in Frieden leben können.
Die Rolle des Mahdi
Mit
der Bedeutung des Wortes, nämlich „der Rechtgeleitete“ wird die
Person assoziiert, die die Welt zu wahrer Religion und Gerechtigkeit
führt. Wichtig ist die Tatsache, daß sein Auftreten und sein Kampf
gegen das Schlechte noch vor dem letzten Tag geschehen soll. Auch
hier ist festzustellen, das der Terminus des Mahdi nicht im Koran
seine Erwähnung findet. Die Wurzeln des Wortes lassen sich auf h-d-y
zurückführen, die im Zusammenhang mit göttlicher Führung stehen.
Die erste Erwähnung und die eigentliche Rolle des Erlösers, tritt
erstmals während der 1. und 2. Fitna-Kämpfen
auf, wobei verschiedene Protagonisten den Status des Mahdi für sich
beanspruchen.
Im
Laufe der Geschichte war dies dann ein beliebtes Instrument seinen
Machtanspruch theologisch zu legitimieren. Der Mahdi nimmt im Islam
die Rolle des Messias ein, ein Erlöser, der die Welt von
Ungerechtigkeit und Drangsal befreit und den Rechtgläubigen endlich
zum Sieg verhilft. Er wird von Jesus legitimiert, der wie im
Christentum wiederaufersteht
und somit das Weltgericht einleitet.