Frauenbeschneidung
Ursprünge/Historische Belege
Wenn
man das Thema Frauenbeschneidung anspricht kommt es gewöhnlich zu
gesichtsverzerrten, bisweilen empörten Ausdrücken, manchmal aber
auch die erstaunte Frage: Was? Gibt es das auch bei Frauen? Und wie
bitte soll das gehen?
Man
muss feststellen, dass die Beschneidung beim Mann gesellschaftlich
akzeptiert ist und im Allgemeinen auch als eine religiöse oder
medizinische Notwendigkeit gesehen wird. Da sie auch öfters, ganz
profan als ein Prädikat für „besseren Sex“
gilt, ist die Legitimation nicht sonderlich umstritten.
Durch das neu Urteil ist die ganze Sache nun in einem neuen Diskurs und wird nun sehr heiss gekocht.
Ganz
anders die Beschneidung der Frau. Woran liegt das? In welchem
Zusammenhang kann man die Beschneidung der Frau betrachten? Muss man
von keinem religiösen, sondern einem kulturellen, sozio-ethnischen
Hintergrund ausgehen?
Um diesen Fragen nachgehen zu können, ist es
notwendig sich zunächst einmal mit dem historischen Kontext zu
befassen und zu klären, wann, wo und in welchen Zusammenhang die
Ursprünge der Frauenbeschneidung zu finden sind. Dieser Thematik
gilt dieses Essay, in dem versucht wird zu ermitteln inwieweit
beispielsweise der Islam, wie oft behauptet und lange tradiert
Legitimation für eine Beschneidung der Frau bedeutet.
Ägypten
Die
frühesten Zeugnisse
der Beschneidung findet man in Ägypten. Die Beschneidung tritt
erstmals nachweislich um 2420 v. Chr. auf einem ägyptischen Relief
auf.
Die Abbildung zeigt die
Durchführung
der Beschneidung an einem jungen Mann. Hierbei ist an der ersten
Figur klar ersichtlich, dass es sich um einen Mann handelt, der
beschnitten wird. Bei der zweiten Person
wird das Geschlecht von den Händen der Beschneider(in) verdeckt. Es
ist jedoch davon auszugehen, das es sich auch hier um eine männliche
Person handelt und nicht wie manchmal zu lesen ist um eine Frau.
Prof.
Dr. Erika Feucht hat einen Artikel geschrieben
Ich gebe hier nur das Fazit wieder: "Mit Sicherheit können wir
sagen, daß es in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Ägypten
Sitte war, auch Mädchen zu beschneiden. Ob dieser Brauch auf ältere
Zeit zurückgeht, ist wegen der unklaren Bedeutung des Wortes ama(t)
nicht zu klären. Die Ägypter, sowohl Kopten wie Muslime, haben
diesen heidnischen Brauch beibehalten. In Arabien ist er in
heidnischer Zeit bekannt, wurde aber von Mohammed weder empfohlen
noch verboten. Ob er sich von Ägypten in die Nachbarländer
ausgebreitet hat, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Sowohl
Christen wie Muslime haben ihn als Übernahme aus dem Judentum zu
erklären versucht. Allerdins ist auch dies nicht sicher".
Wenn
Erika Feucht schreibt, daß es "Mitte
des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Ägypten Sitte war, auch Mädchen zu
beschneiden", bezieht sie sich auf
einen Papyrus in griechischer Sprache aus dem Jahre 163 v. Chr.
In
diesem will die Mutter die im Tempel hinterlegte Mitgift ihrer
Tochter einholen, da diese das Alter erreicht hat, "in dem es
bei den Ägyptern Sitte ist, zu beschneiden" (d. h. sie ist
heiratsfähig).
Man
muss allerdings hierzu sagen, dass die Interpretation des
griechischen Textes nicht eindeutig ist und dass nur von einer
Beschneidung die Rede ist, nicht explizit von einer weiblichen.
Diese
geschlechtsspezifischen rituellen Initiationen in das
Erwachsenendasein wurden bei Männern und Frauen durchgeführt. Doch
sind weder schriftliche noch eindeutig bildliche Darstellungen von
weiblichen Beschneidungen zu finden. Auch an weiblichen Mumien sind
keinerlei Beschneidungen ersichtlich.
Man
leitet die Erklärung der beschneidungen auch oft aus der Mythologie
her.
In
der ägyptischen Mythologie wird von einem bisexuellen Wesen der
Gottheiten ausgegangen. ( Der gleiche Anteil von männlichen und
weiblichen Aspekten in einem Menschen( Dualseele) manifestiert sich
dabei in der Vorhaut des Mannes ( weibliche Manifestation der
männlichen Seele) und der Klitoris( männliche Manifestation der
weiblichen Seele)
Eine
Analogie der mythologisch ägyptischen Annahme findet man in der
Entwicklungsbiologie des menschlichen Embryos. Hier erkennt man
deutlich, dass die Geschlechtsanlagen beider Geschlechter in der
neunten Entwicklungswoche noch identisch sind. Der Geschlechtshöcker
entwickelt sich beim männlichen Embryo zum Penis und zur Eichel,
beim weiblichen zur Klitoris (siehe Abb1) sie sind noch nicht
äusserlich zu unterscheiden . Erst in der 11. Woche ist eine
Unterscheidung der Geschlechtsmerkmale zu erkennen, wobei die Eichel
dann entwicklungsbiologisch der Klitoris entspricht.
Abb1
Um
nun den Mann oder die Frau jeweils in das Erwachsenenstadium
aufzunehmen und somit als vollwertigen Mann oder Frau Teil der
ägyptischen Gesellschaft werden zu lassen wird die jeweils andere
Geschlechtsmanifestation „abgeschnitten“. Ausgehend von der
Annahme es sollten die geschlechtspezifischen Merkmale der Dualseele
entfernt werden, wäre es nun aber medizinisch korrekt, wenn beim
Mann die Vorhaut (Präputium) entfernt wird und dass entsprechend bei
der Frau ebenfalls die Vorhaut( Präputium) entfernt wird und nicht
die gesamte Klitoris, oder aber die gesamte Klitoris der Frau und die
Eichel (oder der gesamte Penis) des Mannes.
Die
Beschneidung der Frau wäre in der altägyptischen Tradition, falls
man davon reden könnte, also nicht nur ein religös-gesellschaftlich
bedingter Eingriff, sondern eine initiationale, geschlechtsfindende,
zu einem gewissen Grad sogar –bildende Massnahme und hat in diesem
Aspekt keine Unterscheidung zur männlichen Beschneidung.
Griechen
In
der griechischen Mythologie finden wir wie in der ägyptischen, den
Hermaphroditos eine zweigeschlechtliche Gottheit, die ihre
Entsprechung in der Medizin in
der Form des Hermaphroditismus(Zwitter) findet.
Der
griech. Historiker Herodot erklärt, die Ägypter hätten die
Beschneidung „der
Reinlichkeit wegen“ praktiziert, da sie „lieber
reinlich sein als gut aussehen“ wollten, und es
ist gut möglich, dass der Brauch ursprünglich aus rein hygienischen
Gründen eingeführt wurde. Dennoch lassen Darstellungen
Unbeschnittener in der Dekoration von Mastaba-Gräbern des Alten
Reiches vermuten, dass der Eingriff nicht allgemein üblich war.
Strabo
berichtet, die Ägypter hätten die Beschneidung von Mädchen
praktiziert.
Man muss allerdings wissen, das die
griechischen Quellen alle samt Sekundärquellen sind. Oft waren ihre
Aussagen auch von politischer oder ideologischer Färbung und es ist
recht gewagt daraus Schlüsse auf den Ursprung der Frauenbeschneidung
zu ziehen.
Die Beschneidung der Frau in England und Amerika
In England war ein Dr. Brown der heisse Verfechter der Beschneidung de Frau und hat dies bis zum Excess praktiziert.
Im England des 17 und 18. Jahrhundert galt die Sexualität der Frau als die verführerische Sünde, die den armen Mann zu Schandtaten verführt, so wie es schon im Paradies der Fall war.
Es war daher ein geselschaftliches MUSS seiner Gattin die Lust am Verführen anderer Männer zu nehmen, was mit äußerster Brutalität dann oftmals mit Rasierklingen durchgeführt wurde.
Der Vorreiter dieser Praktiken in den USA waren die Gebrüder Kellogg, ja genau diejenigen deren Cerealien wir jeden morgen auf dem Frühstückstisch stehen haben. Das Cornflakes war eine Erfindung von Herrn Kellogg, um die Libido des Mannes zu unterdrücken.
War das schon ein Teil des Eugenic Programms?
Die Sexualität in den USA ist heutzutage imer noch eine völlig andere, als sie in Europa gelebt wird.
Die
Beschneidung der Frau im Islam
Der
Koran erwähnt weder die männliche noch die weibliche Beschneidung.
Es
wird lediglich im Zusammenhang mit einer religiösen Legitimisierung
der
Weiblichen
Beschneidung auf einen Hadith verwiesen, der allerdings in keiner
Authentischen Hadithquelle der islamischen Rechtsschulen zu finden
ist.Sie ist daher äusserst fragwürdig, wird aber dennoch gerne von
Beführwortern der FGM herangezogen.
Im
Wortlaut besagt der Hadith folgendes: Mohammed
fragte die Beschneiderin, ob sie immer noch ihren Beruf ausübe. Sie
bejahte und fügte hinzu: „unter der Bedingung, dass es nicht
verboten ist und du mir nicht befiehlst, damit aufzuhören“.
Mohammed erwiderte ihr:„Aber ja, es ist erlaubt. Komm näher, damit
ich dich unterweisen kann: Wenn du schneidest, übertreibe nicht (la
tanhaki), denn es macht das Gesicht strahlender (ashraq) und es ist
angenehmer (ahza) für den Ehemann“. Nach anderen Überlieferungen
sagte Mohammed: „Schneide leicht und übertreibe nicht (ashimmi
wa-la tanhaki), denn das ist angenehmer (ahza) für die Frau und
besser (ahab, nach Quellen abha) für den Mann“. (Andere
Übersetzung: „Nimm ein wenig weg, aber zerstöre es nicht. Das ist
besser für die Frau und wird vom Mann bevorzugt.“ „Die
Beschneidung ist eine Sunnah für die Männer und Makrumah für die
Frauen.
Der
zitierte Hadith gilt aber als daif, also als schwach. Dies bedeutet,
der Hadith ist inhaltlich und bezüglich des Isnad unzulänglich: er
hat demzufolge einen unvollständigen Isnad (Zeugenkette), einen
Sammelisnad, der die Rücküberprüfung, ob es wahrscheinlich ist,
das der Prophet dies aussagte, nicht zulässt.
Gegner
der Beschneidung argumentieren mit Koranversen, welche hervorheben,
dass der Mensch von Gott in seiner optimalen Form geschaffen
wurde:„für diejenigen, die Gottes betend im Stehen, im Sitzen und
auf der Seite liegend gedenken und über die Schöpfung der Himmel
und der Erde nachdenken und sagen: "Unser Herr, Du hast all das
nicht umsonst geschaffen. Gepriesen seist Du! Behüte uns vor der
Strafe des Feuers!" “
– Koran 3:191
„(Gott) Der
alles gut gemacht hat, was Er erschuf. Und Er begann die Schöpfung
des Menschen aus Ton.“
– Koran 32:7
„Ich (Satan)
werde sie (die Diener Gottes) verführen und falsche
Wunschvorstellungen in ihnen erwecken, und ich werde ihnen befehlen,
manchem Herdentier die Ohren einzuschlitzen und die Schöpfung Gottes
zu verunstalten. Wer den Satan anstatt Gott zum Beschützer nimmt,
der hat gewiss verloren.“
– Koran 4:119
Von den vier
sunnitischen Rechtschulen (Madhhab) befürworten zwei die
Genitalbeschneidung an Frauen (Malikiten und Hanbaliten); die
Schafiiten halten sie sogar für eine religiöse Pflicht. In Ländern
mit schafiitischer Rechtsschule ist sie deshalb auch allgemein
verbreitet. Die Hanafiten lehnen die Beschneidung von Frauen ab.
Am
23. November 2006, während einer internationalen
Islam-Gelehrten-Konferenz der al-Azhar-Universität Kairo, wurde
erörtert, inwieweit die Beschneidung weiblicher Genitalien mit der
Lehre des Islams zu vereinbaren sei. Ein einheitliches Resume konnte
aber nicht festgestellt werden.
Bereits
im Jahre 2005 hatten islamische Gelehrte in Somalia – wo die
Infibulation nahezu flächendeckend praktiziert wird – eine Fatwa
veröffentlicht, die sich gegen die Beschneidung an Mädchen richtet.
Um
die Frauenbeschneidung historisch belegen und damit auch zu
legitimieren genügen die gefundenen Quellen nicht.
Es
sind oft nicht nachvollziehbare aus dem mythologischen Bereich
kommende Herleitungen.
Nichtsdestotrotz
wird die Beschneidung der Frauen in weiten Teilen Afrikas und
andernorts durchgeführt und auf kulturelle und teils auch religiöse
Praktiken zurückgeführt.
Dem
wird auch nicht so ohne weiteres ein Riegel vorzuschieben sein. Eine
Kultur-gerechte, einfühlsame Aufklärung kann hier einen Beitrag
leisten den lange gewachsenen Ritus in dem Verständnis der
Befürworter zu ändern.
Quellen:
Terre
Des Femmes: Schnitt in die Seele
David
Gollaher: Das verletzte Geschlecht
Internetrecherche: